Ob im Restaurant, im Kino, in der Bahn, im Bus oder beim Warten an der Ampel – immer mehr Menschen nutzen scheinbar jede freie Sekunde, um “mal eben schnell” einen Blick auf ihr Smartphone zu werfen. Und wenn der Akku sich dem Ende nähert, dann werden sie unruhig und nervös – ist das noch normal?
Was normal ist und was nicht, hängt – wie immer – von der Person und ihren Lebensumständen ab. Allerdings gibt es starke Anzeichen, dass das Smartphone einen zu wichtigen Platz im Leben vieler einnimmt. Dazu gehören unter anderem Schuldgefühle, wenn man einmal nicht erreichbar ist und das sogenannte „Phantomklingeln“, bei dem die Betroffenen meinen, einen nicht vorhandenen Klingel- oder Benachrichtigungston zu hören.
Übermäßiger Smartphonegebrauch war lange Zeit nicht im Blickfeld professioneller Helfer. Erst durch jüngste Anregungen aus ostasiatischen Ländern wird das Thema auch bei uns aktuell. So gibt es beispielsweise in China bereits Spezialkliniken, die sich ausschließlich auf die Behandlung von Internet- und Smartphone-Sucht spezialisiert haben. Selbst ein eher durchschnittlicher Smartphonenutzer aktiviert sein Gerät rund 80 mal pro Tag, um es auf Neuigkeiten und Nachrichten zu überprüfen.
Genau wie bei “klassischen”, nicht an eine Substanz gebundene Süchte wie dem Glücksspiel, treten bei der Smartphonesucht Entzugserscheinungen bei Nichtgebrauch des Handys auf. Ebenfalls ähnlich ist die Entwicklung einer Toleranz für die Droge, dass also die Süchtigen immer mehr ihres Suchtstoffs, in diesem Fall das Smartphone, brauchen, um die gleiche Befriedigung zu erhalten. Im Gehirn wird bei Sücchtigen durch die Aktivierung ihres Smartphones das Glückshormon Dopamin ausgeschüttet. Dabei geht es jedoch nur um eine sehr kurzfristige Befriedigung, die schnell wieder abflaut – wirklich glücklich macht es nicht.
Ein weiteres Problem sind die Unterbrechungen durch das Smartphone während man eigentlich gerade etwas anderes macht. Ein Mensch braucht rund eine Viertelstunde, um sich auf eine Sache richtig konzentrieren zu können und in einen Arbeitsfluss zu kommen. Wenn dann alle 10 Minuten das Telefon klingelt, kommt man einfach nicht in den “Flow”, also eine effektive Tätigkeitsphase.
Das hilft: Nutzung beschränken und bestimmte Apps meiden
Ganz auf die vielfältigen Möglichkeiten eines Smartphones zu verzichten, muss für Betroffene nicht die einzige Lösung sein. Das Gerät sollte bewusst und den eigenen Bedürfnissen entsprechend genutzt werden. Dazu kann beispielsweise bedeuten, nach 20 Uhr kein Handymehr zu nutzen oder auch einen Tag in der Woche ganz auf das Gerät zu verzichten. So bleibt durch diese wiederkehrende Erfahrung auch die Gewissheit, nötigenfalls auch ohne das liebgewonnene Gadget auszukommen.
Ganz praktisch ist es, für Smartphone einen festen Platz zu haben. So wie früher eine Telefonbank in vielen Fluren stand, kann heute eine kleine Ladestation, beispielsweise auf der Flurkommode, einen ähnlichen Zweck erfüllen. Man nutzt das Gerät nur, wenn es wirklich gebraucht wird, und es liegt nicht auf dem Sofa herum und lädt zur Ablenkung ein.
Ein weiterer Tipp ist, die Apps für Uhr und Wecker auf dem Smartphone bewusst nicht zu nutzen. Wer morgens vom Handy geweckt wird, checkt gerne auch gleich E-Mails und soziale Netzwerke; wer ständig das Smartphone wegen einer fehlenden Uhr aus der Tasche ziehen muss, sieht auch gleichzeitig eingegangene Nachrichten und möchte direkt darauf reagieren.
Smartphones sind nützliche Werkzeuge, die unser Leben massiv erleichtern. Doch der Weg in den Missbrauch dieser nützlichen Geräte ist kurz. Um dem vorzubeugen ist ein bewusster Umgang mit den neuen sogenannten “Gadgets” unerlässlich. Dann können Smartphones wertvolle Begleiter anstatt hohle Zeitvergeuder zu sein.